Für viele meiner englischsprachigen Freunde ist 'Vergeben' etwas, das sie tun, weil es sie innerlich frei macht. Es geht nicht darum, das Verhalten eines anderen für 'richtig' oder 'gut' zu erklären, sondern die eigene Freiheit zu beanspruchen und das Verhalten anderer, und deren Auswirkungen auf mich, hinter mir zu lassen. Anfangs verstand ich das nicht richtig, doch ich konnte sehen, dass sie freier und unbeschwerter waren und das wünschte ich mir auch.
Viele Jahre 'hingen' mir Situationen aus der Vergangenheit 'nach'. Ich mied Menschen, Orte, um nicht erinnert zu werden. Mit der Entscheidung freier zu werden, lernte ich das Verhalten, die Gefühle und Motive anderer Menschen von den meinen zu unterscheiden und zu trennen. Und für meine Seite konnte und wollte ich schrittweise Verantwortung übernehmen (lernen).
Statt auf die Menschen zu warten, von denen ich Entschuldigen erwartete oder wünschte, begann ich mich auf die zu konzentrieren, bei denen ich mich entschuldigen wollte. Ich besprach die Situationen und wofür ich mich entschuldigen wollte, mit meinen Freunden und je nach Situation ging ich aktiv auf Menschen zu oder wartete auf Zufälle, die mich mit ihnen zusammenbrachten. Und die geschahen auch. Es war nicht immer leicht, doch es lohnte sich.
Oftmals hatten andere Situationen, die mir sehr unangenehm waren, ganz anders im Sinn. Die Mutter eines Nachhilfeschülers freute sich, mich (per Zufall) getroffen zu haben und lud mich ein, mich doch bald wieder bei ihr zu melden. Je mehr ich solche freudigen Erfahrungen machte, desto leichter fiel es mir, denen zu vergeben, von denen ich mir eine Entschuldigung wünschte und möglicherweise nie bekommen werde.
Es gibt in dieser Welt so unglaublich wunderschöne Wesen und Erlebnisse. Für mich gehören Pferde zu diesen berührenden, bewegenden Realitäten. Warum sollte ich dem Verhalten eines oder einer Gruppe von Menschen erlauben, mich dieser Freude zu berauben? So viel Macht möchte ich ihnen nicht geben. Ich habe die Wahl, ich kann mich von ihrem Verhalten lösen und dafür entscheide ich mich, wieder und wieder. Ich behaupte nicht, das das immer einfach ist. Aber aufzugeben und mehr und mehr zu verbittern, das möchte ich nicht. Die Welt, das Leben ist zu schön. Es liegt an mir, das zu sehen und zu honorieren. Ich werde dafür keinen Nobelpreis bekommen, doch der wachsende innere Frieden, der ist es wert.
„Menschen sind oft unberechenbar, unlogisch und selbstzentriert. Vergib ihnen einfach.“
Mutter Theresa
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